Fach Kunstgeschichte im FB III der Universität Trier


Viktoria Schmidt-Linsenhoff: Veranstaltungsangebote im Sommersemester 1999


  • Fotografiegeschichte
  • William Hogarth
  • Kolloquium



Bild- und Textlektüren zur Ästhetik und Geschichte der Fotografie
Proseminar, Di, 12-14, Raum A246
Das Seminar führt in die Probleme der 'Fotografischen Literatur' ein, die ein besonderes literarisches Genre ist. Im Mittelpunkt stehen die klassischen Essays von Walter Benjamin «Kleine Geschichte der Fotografie» (1931) und «Das Kunstwerk im Zeitalter seiner Reproduzierbarkeit» (1936). Hinzu kommt eine Sozialgeschichte der Fotografie von Gisèle Freund, die heute weniger als Autorin, denn als Fotografin bekannt ist («Fotografie und Gesellschaft», 1936/1974). Wir werden uns mit diesen Grundlagentexten der Kunst- und Mediengechichte unter zwei Aspekten beschäftigen:

Zu der Veranstaltung wird ein Tutorium angeboten.
Literatur zur Einführung:

  • Kemp, Wolfgang. Theorie der Fotografie, 3 Bde., München: Schirmer-Mosel, 1979-1983 (33=BF.KEM/pb 2932)
  • Krauss, Rolf H. Walter Benjamin und der neue Blick auf die Photographie, Ostfildern bei Stuttgart: Cantz, 1998 (pb 18626)

William Hogarth
Hauptseminar, Mi, 09-11, Raum A142
William Hogarth (London 1697-1764) gilt als der erste eigenständig britische Künstler im 18. Jahrhundert. Seine Bedeutung geht jedoch weit über eine national-englische Kunstgeschichte hinaus. Hogarth hat der bildenden Kunst neue Themen und eine neue soziale Funktion zugewiesen: Sie soll nicht mehr im Dienste von Religion und Mythos stehen, sondern sich der Gegenwart und ihren sozialen Problemen widmen. Er entwickelte neue Bildgattungen zwischen dem 'Erhabenen' und dem 'Grotesken' (modern moral subjects) und neue, publikumsbezogene Bildsprachen, die mit historischem Zitat und Erinnerung, Anspielung und Assoziation arbeiten. Die Bilder und Bilderzyklen sind vordergründig als Moralsatiren auf gesellschaftliche Mißstände zu lesen (wobei das Laster, wie so oft, wesentlich unterhaltsamer als die Tugend ist). Beim genauen Betrachten der zahlreichen Details hebt allerdings die Vieldeutigkeit der Bildgegenstände und ihrer Beziehungen zueinander die Eindeutigkeit der Moral auf. In Frage gestellt werden nicht nur die Dualismen Gut/Böse, Falsch/Richtig, sondern auch high and low als Kategorien einer normativen Ästhetik.

«Hogarth ist zuweilen sehr mutwillig, und das häufig durch Zweideutigkeit ...», schrieb G. Chr. Lichtenberg 1784 am Anfang seiner «Ausführlichen Erklärung der Hogarthschen Kupferstiche», mit denen Hogarths Bildsatiren in Deutschland popularisiert wurden. Wir wollen unsere Interpretationskunst auf Lichtenbergs Spuren an der 'Mutwilligkeit' und 'Zweideutigkeit' mit unterschiedlichen Lesarten üben und einige Probleme der aktuellen Hogarth-Forschung diskutieren. Im Mittelpunkt werden die Arbeiten und Thesen stehen, die die Ausstellung «Marriage-A-La-Mode: Hogarth und seine deutschen Bewunderer» im Städel/Frankfurt bietet.

Das Seminar findet teilweise vor Originalen im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt statt.
Literatur zur Einführung:

  • Busch, Werner. «Lektüreprobleme bei Hogarth: Zur Mehrdeutigkeit realistischer Kunst», in: Hogarth in Context, hrsg. Joachim Möller, Marburg: Jonas, 1996, 17-36 (pb 17727)
  • Lichtenberg, Georg Christoph. Ausführliche Erklärung der Hogarthschen Kupferstiche, hrsg. F. H. Mautner, mit 38 Kupferstichen, Frankfurt am Main: Insel, 1991

Kolloquium für Magistrand(inn)en und Doktorand(inn)en
Das Kolloquium findet vierzehntäglich statt.
Beginn: Dienstag, 13. April 1999, 16-18, Raum A142