Verminderung eines Legionella-Infektionsrisikos

 
Legionellen sind Bakterien, die hauptsächlich in Wasser und feuchter Umgebung vorkommen - also auch in haustechnischen Anlagen. Eine völlige Entfernung der Legionellen ist fast nicht möglich. Daher zielen diese Empfehlungen auf eine Verminderung der Gefährdung von Risikopersonen (Kranke, Betagte) hin. Im Vordergrund stehen dabei haustechnische Anlagen in Spitälern, Alters- und Pflegeheimen sowie Hotels, Schulen und Badeanlagen.

1. Warmwasser-Versorgung
Sanitäre Anlagen in Spitälern, Heimen, Anstalten, Hotels, Schulen, Hallenbädern, physioterapeutischen Anlagen u.ä.
Legionellen sind ein natürlicher Bestandteil der Mikroflora des Wassers. Trinkwasser aus dem Versorgungsnetz unserer Gemeinden enthält stets eine geringe Zahl verschiedenartiger Bakterien. In Ausnahmefällen können darunter auch Legionellen sein.
Hygienisch bedenklich ist aber nur eine Vermehrung, die z.B. innerhalb von Gebäuden bei Erwärmung und Stagnation des Wassers entstehen kann, und wenn dieses Wasser zu Zwecken verwendet wird, bei denen ein lungengängiges Aerosol beim Zerstäuben von Wasser (Duschen, Whirlpools, Luftbefeuchtern u.ä.) gebildet wird.
Warmwassersysteme sind so zu errichten und zu betreiben, dass eine Legionellen-vermehrung nicht erfolgen kann, Gesundheitsschutz kommt vor falsch verstandenem Energiesparen!
1.1. Die Norm SIA 385/3 "Warmwasseraufbereitungsanlagen" ist entsprechend anzuwenden.
1.2. Die Warmwassertemperatur soll in den Speichern mindestens 60°C, an den Zapfstellen mindestens 50°C betragen. Bei diesen Temperaturen ist die Kalkausfällung noch sehr gering.
1.3. Der Einsatz von dezentralen Warmwasseranlagen soll gefördert werden.
1.4. Totleitungen im Wasserleitungssystem sind zu vermeiden, und maximale Entleerungs-möglichkeiten sind zu gewährleisten. (Norm SIA 385/3 "Warmwasseraufbereitungs-anlagen").
1.5. Alle Warmwasserspeicher sind regelmässig zu entschlammen und gründlich zu reinigen
(gemäss Wartungsplan).
1.6. Nach längeren Stillstandzeiten ist das System mit frisch erhitztem Wasser durchzuspülen
(mindestens 60 Grad).
 
2. Whirl-Pools (Warmwassersprudelbecken)
2.1. Für Whirlpools ist Norm SIA 385/1 "Wasseraufbereitung in Gemeinschaftsbädern" ent-sprechend anzuwenden.
2.2. Das Wasser soll immer einen Gehalt von freiem Chlor von 0,7 - 1,0 mg/Liter aufweisen.
 
3. Lüftungstechnische Anlagen
3.1. Anlagen in Spitäler, Alters- und Pflegeheime sind nach den Richtlinien des SKI 35 (1987) zu bauen, zu betreiben und zu kontrollieren.
3.2. Für die übrigen Gebäude ist Norm SIA 382 "Lüftungstechnische Anlagen" massgebend.
3.3 Aggregate, wie z.B. Luftwäscher, Umlaufsprühbefeuchter müssen regelmässig und gründlich gereinigt werden. Dazu sind Wartungsplänen und Reinigungsvorschriften zu erstellen.


Allgemeine Informationen

Einleitung

Die Legionärskrankheit wurde erstmals 1977 beschrieben, nachdem im Vorjahr an einem Kongress der American Legion in Philadelphia (USA) 182 der rund 4000 teilnehmenden Veteranen an einem akuten respiratorischen, d.h. mit der Atmung verbundenen Infektion erkrankten, wovon 29 in der Folge verstarben. Der eigentliche Erreger Legionella pneumophila wurde erst im Jahre 1977 entdeckt. Darauf hin durchgeführte, rückblickende Studien mit konservierten Seren aus früherer Epidemien von Lungenerkrankungen, führten zu weiteren Aufdeckungen von Legionellosen. Seither sind weltweit jährlich mehrere epidemische Ausbrüche beobachtet worden.

Legionellen können vor allem bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem Krankheiten verursachen. Die Gefahr einer Erkrankung besteht durch das Einatmen von verkeimten kleinsten Wassertropfen, so genannten legionellenhaltigen Aerosolen (z.B. Wassernebel beim Duschen). Dadurch gelangen die Bakterien in die Atemwege und können Krankheiten verursachen. Mit Legionellen belastetes Trinkwasser kann hingegen ohne jegliche Gefahr getrunken werden.



Erkrankungsformen

Legionellen können zwei unterschiedliche Erkrankungsformen verursachen. Bei der Legionärskrankheit kommt es nach einem grippeähnlichen Vorstadium mit Übelkeit, Glieder- und Kopfschmerzen innerhalb eines Tages zu einem Fieberanstieg auf 39 °C oder darüber. Häufig beobachtete Symptome sind Schüttelfrost, ein trockener Husten und in der Mehrzahl der Fälle eine ein- oder beidseitige Lungenentzündung, welche zu weiteren Komplikationen führen kann. Die Inkubationszeit, d.h. die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit, beträgt 2 bis 10 Tage. Die Wahrscheinlichkeit an der Infektionskrankheit ernsthaft zu erkranken, wird mit 2 - 5% der infizierten Personen angegeben. Die Letalität, d.h. die Zahl der Todesfälle im Verhältnis zur Zahl der Erkrankten, liegt auch bei Antibiotikatherapie im Bereiche von 10%.

Besonders gefährdet sind Erkrankte mit beeinträchtigtem Immunsystem (z.B. Transplan-tationsempfänger, Tumor-Patienten in Intensivpflegestationen), Diabetiker, Personen mit chronischen Lungenerkrankungen sowie Raucher. Das Erkrankungsrisiko ist ab dem 50. Altersjahr deutlich erhöht, und Männer erkranken häufiger als Frauen.

In der Mehrzahl der Fälle verursachen Legionellen die mildere Form der Krankheit, das Pontiac-Fieber. Es handelt sich dabei um eine grippeähnliche Erkrankung mit hohem Fieber ohne Beteiligung der Lungen. Die Wahrscheinlichkeit an dieser Form merkbar zu erkranken, beträgt gegen 95%, und es können alle Altersklassen betroffen sein. Pontiac-Fieber heilt ohne spezifische Therapie innerhalb von wenigen Tagen ab.

Epidemische Ausbrüche sind weltweit, vor allem in den USA und in England in Krankenhäusern, Altersheimen und Hotels beobachtet worden. In der Schweiz sind bis, mit Ausnahme eines kleineren Ausbruchs in Genf, keine solchen Ausbrüche bekannt geworden.



Vorkommen der Legionellen in der Natur

Legionellen sind ein natürlicher Bestandteil der Mikroflora des Wassers. Sie werden fast überall in verschiedenen natürlichen und künstlichen Gewässern gefunden. Sie können nicht selten in wasserführenden haustechnischen Anlagen vorkommen. Legionellen vermehren sich vor allem in stagnierendem Wasser in Gegenwart von Protozoen (Amöben), Grünalgen sowie gewissen organischen Substanzen. Legionellen gedeihen mit steigender Temperatur des Wassers bis zu 45°C immer besser, erst ab 50°C sinkt ihre Überlebensrate ab und bei Temperaturen über 60oC sterben sie rasch ab. Gefahren für den Menschen entstehen dort, wo sich in stark kontaminierten, d.h. verunreinigten haustechnischen Systemen Legionellen ansiedeln und legionellenhaltige Aerosole (Wasser - Sprühnebel) bilden können.

Eine vom Bundesamt für Gesundheitswesen eingesetzte Arbeitsgruppe hat die Situation in der Schweiz analysiert und zum Teil basierend auf Erfahrungen im Ausland einen Bericht verfasst, der Empfehlungen zur Prävention von Infektionen mit Legionellen enthält. Dieser Bericht wurde 2005 überarbeitet und ist auf der Homepage des Bundesamt für Gesundheit erhältlich:

http://www.bag.admin.ch/themen/medizin/00682/00684/01084/index.html?lang=de

Literatur:
- Bundesamt für Gesundheit (Schweiz): Legionellen und Legionellose Mai 2005.
- Bundesgesundheitsamt Berlin: BRD Empfehlungen vom 7. Juli 1987