William Hogarth - Dirne, Wüstling und eine moderne Ehe


Ehemalige Ausstellung im Hegewisch-Kabinett der Hamburger Kunsthalle (2002/2003)

 William Hogarth: A Harlot`s Progress, 1732, Blatt 2 (Leichtfertigkeit), Radierung und KupferstichDie Hamburger Kunsthalle widmete unter dem oben genannten Titel bis zum 26. Januar 2003 dem Londoner Maler und Grafiker im Hegewisch-Kabinett eine kleine Ausstellung. Gezeigt wurden Szenen aus dem modernen Leben -  wie sie William Hogarth (1697-1764) festhielt: seinen Zeitgenossen zur Mahnung und uns zur erbaulichen Unterhaltung. Vielleicht nach wie vor noch aktuell. Die Übel der Großstadt, die Gefahren der Eitelkeit und des Hochmuts, die Verlockungen des leichten Lebens und der Wollust (sowie weiterer, nicht aus der Mode gekommener Laster) haben nur wenige so bissig festzuhalten gewusst, wie dieser Künstler. 

Zu Beginn der dreißiger Jahre des 18. Jahrhunderts entwickelte William Hogarth die Bilderfolgen, die seinen Ruf begründen sollten: Mit seinen "Modern Moral Subjects" behandelte er Themen, die in dieser Zeit auch in der Literatur und im Theater angesprochen wurden. Seine Bilderbögen sind realistische Darstellungen aus dem Leben der kleinen und mittelgroßen Leute, deren Alltag bis dahin in der Kunst nicht behandelt worden war. Hogarths Neugier für das Volk und seine Sitten machen die Blätter zu einer historischen Fundgrube, und in seinem kritischen Blick auf den Adel spiegelt sich die Sichtweise der Aufklärung wider. Die Menschen genau studierend, mit einer starken Konzentration an Informationen und einer Vielzahl von zum Teil kleinsten Details versuchte Hogarth in seinen Blättern so nah wie möglich am Leben zu sein. 

Die Ausstellung zeigte die vier berühmtesten Kupferstichfolgen: A Harlot´s Progress (Lebenslauf einer Dirne), A Rake's Progress (Lebenslauf eines Wüstlings), Marriage à la mode (Eine Hochzeit nach dem Geschmack der Zeit) und die Vier Tageszeiten. Ausführliche Kommentare halfen, die Blätter in ihren vielen Einzelheiten zu verstehen und machten sie zu einer vergnüglichen Lektüre: eine virtuos vorgetragene Seifenoper aus dem 18. Jahrhundert.