Nesseltiere

Sie alle tragen Nesselzellen, wissenschaftlich auch Cnidien genannt, und werden darum im Stamm der Cnidaria, der Nesseltiere, zusammengefaßt. Bei der Fortpflanzung durchlaufen die Nesseltiere einen sogenannten Generationswechsel.

Vergleichbar den Schmetterlingen, nimmt ein Individuum dabei nacheinander mehrere Erscheinungsformen an - bei den Cnidaria: Larve, Polyp und die glockenartige Meduse, die uns als "Qualle" geläufig ist. Im Unterschied zur Metamorphose der Schmetterlinge kann sich das Individuum jedoch schon ungeschlechtlich vermehren, bevor es die Endstufe der Verwandlung erreicht: Es teilt einfach Mini-Sprößlinge ab, die wie Knospen wachsen oder quer abgeschnürt werden. Allerdings durchlaufen nicht alle Nesseltiere die gleichen Stadien, und manche kommen auch ohne Generationswechsel aus.

Man unterscheidet 4 Grundtypen der Vermehrung und hat danach vier Klassen definiert:

* Die Klasse der Korallen- oder Blumentiere (Korallen, Seeanemonen, Seefedern) mit ihren vielgestaltigen Polypen gilt heute bei vielen Forschern als der ursprüngliche Nesseltiertyp. Sie haben noch keinen Generationswechsel mit einer Medusengeneration ausgebildet. Die Medusen der übrigen drei Klassen sind oft rein männlich oder weiblich.

Samen oder Eier geben Nesseltiere meist ins freie Wasser ab. Aus dem befruchteten Ei schlüpft eine Planula-Larve, die sich am Boden oder an Pflanzen festheftet und zu einem Polyp entwickelt.

* Bei den Würfelquallen (Cubozoa) reift die Planula zu einem winzigen Cubopolypen heran. Aus ihm entsteht nur eine einzige Qualle, die oft mit sehr giftigen Nesselzellen versehene Cubomeduse. Einige Forscher halten den Generationswechsel der Cubozoen nicht zuletzt wegen dieser vollständigen Umwandlung des Polypen in eine Meduse für die entwicklungsgeschichtlich früheste Form der Quallenvermehrung. Die knapp 20 Arten der Würfelquallen kommen überwiegend im Flachwasser tropischer und subtropischer Meere vor. Bekannte Vertreter sind die hochgiftigen "Seewespen" (Chironex fleckeri und Chiropsaimus quadrigatus).

* Bei den Echten oder Scheibenquallen (Scyphozoa) entsteht aus dem Polypen durch eine besondere Art der Knospung, der Strobilation, am oberen Ende eine Reihe junger Medusen, die bei ihnen Ephyra-Larven genannt werden. Diese entwickeln sich weiter zu geschlechtsreifen Quallen, den Scyphomedusen. Vom Polypen bleibt ein Restkörper haften, der sich regeneriert und erneut strobilieren kann - er ist potentiell unsterblich. Rund 200 Scyphozoen-Arten sind weltweit bekannt. Zu ihnen gehören die Fahnenquallen wie die Blaue Haarqualle (Cyanea lamarkki) und die Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata). Die Meduse dieses als " Feuerqualle" bekannten Tieres erreicht in der Arktis einen Durchmesser von mehr als zwei Metern. Die Ohrenqualle (Aurelia aurita) verträgt sowohl große Schwankungen der Temperatur wie auch des Salzgehalts im Wasser und ist daher in allen Weltmeeren verbreitet.

Sie ist leicht kenntlich durch vier violette, ringförmige Geschlechtsorgane, die "Ohren". Die Leuchtqualle (Pelagia noctiluca) hat die Polypenform als Anpassung an das Hochseeleben völlig unterdrückt. In der Nordsee ist bei wärmerem Wasser die Kompaßqualle Chrysaora hysoscella anzutreffen. Auffällig sind auch die kompakt gebauten Wurzelmundquallen (Rhizostomea). Deren Medusen kommen auf einen Durchmesser von bis zu 90 Zentimetern.

* Die Hydrozoen gelten als die am höchsten entwickelte Form unter den Nesseltieren. Rund 3000 Spezies gehören dieser Klasse an, von denen 700 Medusen bilden. Aus den Polypen wachsen durch Knospung ganze Kolonien oder "Stöcke".

Die freischwimmenden Hydromedusen erreichen selten die Ausmaße ihrer scyphozoischen Vettern: Meist werden sie nur wenige Zentimeter groß. Zu ihnen zählt, als wohl bekannteste Hydrozoe, der Süßwasserpolyp Hydra. In die Klasse der Hydrozoen werden auch die Staatsquallen eingeordnet, die aus vielen Einzelpolypen oder -medusen bestehen. Die etwa 150 Arten können von wenigen Millimetern bis zu mehreren Metern lang sein.

* Die Rippenquallen (Ctenophora) tragen keine Nesselzellen und wurden daher einem eigenen Stamm, den Acnidaria zugeteilt, um sie von den Nesseltieren abzusetzen. Rippenquallen heften ihre Beute mit Klebezellen fest.


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